Am 12. Oktober vergangenen Jahres gab der Kirchenvorstand die Zustimmung zur Gründung eines Orgelbauvereins, der für unsere Kirchengemeinde die klangliche Optimierung und Erweiterung unserer Orgel in der Martinskirche vorantreiben und sich um die Finanzierung dieses Vorhabens kümmern soll. Wir – das sind Katrin Bibiella, Henning Krey, Alexandra Behrendt, Joe & Bärbel Schmitt, Otto Schätzel, Pfarrer Michael Graebsch und Bürgermeister Jochen Schmitt - haben uns diese Aufgabe vorgenommen und am 15.11.2021 den Orgelbauverein der Martinskirche Nierstein gegründet; die Anerkennung als gemeinnütziger Verein (OMNi e.V.) erfolgte am 7. Februar 2022.
Bereits Ende vergangenen Jahres trafen wir im Vorstand die Entscheidung, uns um eine finanzielle Förderung im Rahmen von LEADER zu bemühen. Das LEADER Programm zielt auf die Weiterentwicklung des ländlichen Raums, die Gelder dazu entstammen dem europäischen Landwirtschaftsfond. Gefördert werden Projekte, die, bezogen auf die LEADER-Region Rheinhessen, dem Tourismus dienen und die Kulturlandschaft nachhaltig aufwerten. Unser Vorhaben „Klangliche Optimierung und Erweiterung der Orgel in der Martinskirche von Nierstein“ wurde als förderfähig anerkannt (5.Mai 2022). Nach Überprüfung des Förderantrags und insbesondere der Co-Finanzierung mit einer Veranschlagung der Kosten auf insgesamt 250.000 €, wurde eine Zuwendung von 88.260 € bewilligt (25. August 2022). Die EKHN unterstützt unser Projekt mit einer Zuwendung von 30.000 € und gewährt überdies einen zinslosen Kredit von 70.000 € über die nächsten 15 Jahre. Auch die Kirchengemeinde trägt mit einem zinslosen Kredit von 61.740 € zur Finanzierung bei. Dank großzügiger Spenden konnten wir in diesem Jahr bereits 11.740 € an die Kirchengemeinde zurückzahlen.
Die Einbindung in das LEADER-Konzept setzt eine zeitnahe Umsetzung des Vorhabens voraus. Deswegen haben Katrin und Ralf Bibiella bereits Ende vergangenen Jahres Kontakt mit drei renommierten Orgelbaufirmen, Quentin Blumenroeder aus Haguenau, Woehl-Orgel-Projekte aus Marburg und der Orgelbaufirma Seifert aus Kevelaer, aufgenommen. Alle drei Firmen kamen Anfang dieses Jahres nach Nierstein und machten sich über mehrere Stunden ein genaues Bild über den Zustand und die Klangmöglichkeiten unserer Orgel. Anfang Februar lagen drei Vergleichsangebote vor. Thomas Wilhelm, der Orgelsachverständige der EKHN, erstellte darüber ein Gutachten. Darin sprach er keine eindeutige Empfehlung zugunsten oder gegen eine dieser drei Orgelbaufirmen aus. Allerdings hob er hervor, dass der Schwerpunkt der Offerte von Woehl in der klanglichen Ausgestaltung läge, die in ihrer vollständigsten Ausformung über die Konzepte der Mitanbieter hinausginge. Der Kirchenvorstand schloss sich dieser „Empfehlung“ an und so wurde, nach Eingang des Zuwendungsbescheids, am 6. September der Werkvertrag zwischen der evangelischen Kirchengemeinde in Nierstein und der Firma WOEHL-Orgel-Projekte geschlossen.
Mit Abschluss des Werkvertrags begannen auch sogleich die Arbeiten - zunächst in der Werkstadt Woehl: Dort entsteht zurzeit ein neues, schwellbares Hinterwerk und ein drittes Manual für den Spieltisch. Im kommenden Jahr wird das Pfeifenwerk komplett ausgebaut. Im Anschluss daran wird der Hauptprospekt um etwa 1m nach vorne geschoben, um das neue elektronisch ansteuerbare Hinterwerk einbauen zu können. Ausgewählte Register des neuen Hinterwerks werden von den zwei vorhandenen Manualen und dem Pedal aus spielbar gemacht. Überdies erfolgen die technische Überarbeitung der Orgel und notwendige Reparaturen. Am Ende stehen die klanglichen Arbeiten: Intonation hin zu einem harmonisch geschlossenen Klangbild von Alt und Neu!
Wenn alle Arbeiten planmäßig verlaufen, werden wir schon im kommenden Herbst 2023 eine sehr viel schöner klingende Orgel haben!
Für uns, den Vorstand des Orgelbauvereins, stellt sich in den kommenden Jahren die Aufgabe, weiterhin Gelder zu akquirieren, um die Darlehen der Kirchengemeinde und EKHN bedienen zu können – mit etwa 8000 € pro Jahr. Das wollen wir mit „niederschwelligen Projekten/Aktionen“ erreichen, wie u.a. der Teilnahme an Flohmärkten, einer Orgelwanderung zur Katharinenkirche mit anschließender Orgel-Führung, dem Projekt Orgelwein und einer von Katrin und Ralf Bibiella geplanten Orgelreise nach Thüringen und Sachsen. Überdies sind wir auch bestrebt, Sponsoren für unser Projekt zu gewinnen.
Am Ende aber geht es um die Orgel unserer Kirchengemeinde und darum, dieses Projekt auf ein breites Fundament zu stellen. Wir freuen uns daher über jede neue Mitgliedschaft und jede Spende! Denn, so hat es Thomas Wilhelm in seinem Gutachten vom 5. Mai formuliert: „Die vorgesehene Erweiterung mit behutsamen klanglichen Korrekturen ist als sehr wünschenswert einzustufen. Durch die zu erwartende Wärme in der deutlich reicheren Zahl an Klangkombinationen wird sich die Qualität in der Begleitung der singenden Gemeinde und der Liturgie deutlich verbessern wie auch im künstlerischen Orgelspiel.“
Bärbel Schmitt, 1. Vors.
Bärbel Schmitt (1.Vorsitzende des Orgelbauvereins der Martinskirche Nierstein e.V.)